Die Prägung schafft grundlegende Voraussetzungen für das Leben eines Hundes. Sie findet in der so genannten Prägungsphase statt.
Die Prägungsphase fällt in das Welpenalter und zwar in eine Zeit, in der die Welpen bereits die Augen geöffnet haben und schon beginnen die Umgebung ihres Wurflagers zu erkunden. Mit dem Begriff Prägung bezeichnet man in dieser Phase den Vorgang, in dem der Welpe erkennt, welche Lebewesen in dieser Umgebung des Wurflagers, also in seinem unmittelbaren Lebensbereich mit ihm zu tun haben. Normalerweise sind das natürlich die Althunde, wenn es sich um natürliche Verhältnisse handelt. Die Prägung bewirkt dann, dass der Welpe lernt: er ist ein Hund und gehört zu anderen Hunden.
Aber im Falle von Haushund-Welpen sind es normalerweise nicht die Althunde, die die Welpen in dieser Phase kennen lernen, sondern meist die Mutterhündin und die beteiligten Menschen. Und nun kommt die Sache mit der Prägung wieder: in dieser Lebensphase bewirkt der Kontakt zu diesen Menschen und der Mutterhündin, dass sich der Hund nicht nur an Hunde als Artgenossen anschließt sondern de facto Menschen ebenfalls als so etwas wie Artgenossen betrachtet. Es ist also fundamental wichtig, dass die Welpen in diesen Wochen einen intensiven täglichen Kontakt zu Menschen haben. Dann ist der Welpe auf Hund und Mensch geprägt.
Nach Eberhard Trumler liegt die Prägungsphase in der Zeit zwischen der vierten bis siebten Lebenswoche eines Welpen. In seinem Buch „Hunde ernst genommen“ beschrieb er sehr eingehend diese Phase und ich kann die Lektüre dieses eingängig geschriebenen Buches bis heute immer noch jedem empfehlen, der sich für Hunde interessiert. Für mich war übrigens genau dieses Buch auslösend dafür, dass ich von den vorher erlernten und von den meisten damaligen Hundeleuten verfochtenen überkommenen alten Ausbildungs-Methoden, die mir von Anfang an absolut widerstrebt haben, den endgültigen Absprung gefunden habe. Das war im Jahr 1974 und ich war damals gerade 20, aber das Buch hat für mich bis heute nichts von seiner Attraktivität verloren. Es drückt auf plastische Art eine Einstellung zum Hund als Tier aus, die mir bis dahin bei keinem damaligen Hundemensch begegnet war. Irgendwo habe ich einmal den Satz gelesen: „Bisher dachte ich immer, dass ich keine Hunde mag; aber Eberhard Trumler hat mir gezeigt, das ich Hunde liebe.“ Das drückt den Geist dieses Buches sehr gut aus, finde ich. Also lesen Sie’s ruhig mal, ich finde es lohnt sich!
Zurück zur Prägungsphase: wenn diese Phase verpasst wurde, dann hat der Hund zunächst einmal große Probleme im Umgang mit Menschen. Es ist auch für geprägte Welpen und ihre Menschen manchmal schon schwierig genug, miteinander klar zukommen. Wenn das nicht so wäre, gäbe es keine Hundeschulen und nicht eine derartige Fülle von Literatur zum Thema Mensch und Hund. Mit einer guten Prägung steht und fällt also das Verhältnis des Hundes zum Menschen, das für sein ganzes Leben entscheidend ist.
Daher hat man auch größere Schwierigkeiten zu erwarten, wenn man einen Hund übernimmt, dem diese Prägung fehlt. Solche Hunde kann man zum Beispiel bekommen, wenn ein im Ausland eingefangener Hund hier weiter vermittelt wird. Es gibt dort durchaus Hunde, die draußen geboren wurden und dem Menschen gegenüber vorwiegend Fluchtverhalten gelernt haben. Fehleprägte Hunde gibt es aber auch ab und zu hier in Deutschland, wenn sie unter entsprechenden miesen Verhältnissen geboren und die ersten Wochen aufgewachsen sind.
Da die Prägung nachträglich nicht mehr möglich ist, kommt es einer Zähmung gleich, mit einem solchen Hund umzugehen. So ähnlich, als wenn man ein eingefangenes Wildtier zahm machen will. Allerdings gibt es bei vielen, nicht bei allen Hunden eine geheimnisvolle Veranlagung, die ein gewisses Hingezogensein zum Menschen bewirkt. Wenn man Glück hat hilft einem das, aber die eigentlich richtige Zeit, um solche Anlage zu wecken, ist in jedem Fall verpasst worden, wenn die Prägung nicht erfolgt ist.
Daher sollte man sehr genau überlegen, ob man der Situation gewachsen ist, wenn es darum geht, einen Hund ungewisser Herkunft zu übernehmen, der vielleicht eine gewisse Scheu vor Menschen zeigt. Das ist eine echte Aufgabe, der am ehesten Leute gewachsen sind, die sich schon längere Zeit mit Hunden intensiv befasst haben.
Ist ein Hund jedoch einmal geprägt, dann wird er das sein ganzes Leben lang nicht vergessen und auch wenn er später in schlechte Hände geraten ist, wird er doch immer wieder den Menschen suchen. Ein solcher Hund ist dann, auch wenn er durch schlechte Erfahrungen eine gewisse Scheu zeigt, für jemand der im Umgang mit Hunden erfahren ist, in jedem Fall leichter wieder „ins Lot“ zu bringen als der oben beschriebene nicht auf Menschen geprägte Hund.
Denn die Prägung ist ein Vorgang, der dem Hund ein Weltbild vermittelt, das ihm sein ganzes Leben lang erhalten bleibt.
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1 elvikeu // Mai 10, 2011 at 22:46
das buch habe ich auch schon vor jahren gelesen, hätte nie für möglich gehalten, dass es einen nicht geprägten hund vom züchter gibt. ich habe nun einen und könnte eberhard trummler gut mit rat und tat gebrauchen. es gibt nicht nur hunde von unbekannter herkunft, die nicht geprägt sind. es gibt sie auch für teures geld von einem vom vdh und jghv anerkanntem züchter.
2 Eckbert // Mai 11, 2011 at 19:20
ja, leider gibt es immer noch Leute, die sich zwar Züchter nennen, in Wahrheit aber nur Hundevermehrerer sind. Aber wenn Sie sich schon so lange für Hunde interessieren, werden Sie wahrscheinlich eine gute Chance haben diese speziellen Probleme in den Griff zu bekommen. Ich wünsche Ihnen das nötige Einfühlungsvermögen, die Geduld und das Verständnis was jetzt gefragt ist. Auf der anderen Seite bietet eine solche Situation, so ungewollt sie auch entstanden ist, auch die Chance zur einmaligen neuen Erkenntnissen und Erleben im Zusammenleben mit diesem Hund und dadurch auch über Hunde im allgemeinen.
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